Unser Weg

 

Ein Tagebuch der Aufzucht und der Ausbildung der Ponys, die auf unserem Gestüt geboren wurden.

 

Als Hauptdarsteller haben wir unseren Hengst "Twilight Burning Duncan" ausgewählt.

 

Sein Werdengang - "sein Weg" - ist hier stellvertretend dargestellt für das Leben und die Aufzucht der anderen Twilight-Ponys.

 

 

Dieses Tagebuch zeigt Alternativen zu der

sonst üblichen Pferdeaufzucht und -ausbildung.


Betonen möchte ich, dass "unser Weg" nicht nur für reine Freizeitpferde der Robustrassen eine Alternative ist, sondern auch

für spätere Leistungspferde und -ponys.


Vielleicht kann es helfen, dass jeder einzelne für sich wichtige Aufzuchts- und Ausbildungskriterien erfasst , die dann relevant für eine Entscheidung beim Ponykauf  werden.


 


Duncan wenige Stunden alt
Duncan wenige Stunden alt

 

 

Twilight

Burning Duncan

 

 

geboren am 14. April

2006

 

 

- frei auf der Wiese -

 

 

 

Die Geburt:

Duncans Mutter Twilight`s Silken Lass kam etwa einen Monat vor seinem Geburtstag zu den Lüneburger Jungpferdeweiden.

Sie kannte die dort lebende Herde zwar von früheren Zeiten, doch wollte ich, dass sie noch Zeit findet, sich wieder in Ruhe einzuleben, ihren Körper und ihre Abwehrkräfte auf das dortige Leben einzurichten.

 

Es war Ostern. Der Winter hatte sich noch nicht zurückgezogen, Schneereste lagen. Ein Stutfohlen, "Twilight`s Silken Flower", war bereits einen Monat zuvor auf die Welt gekommen - noch mitten im eiskalten Winter - aber stark, gesund und damit wohlauf.

 

Bei der letzten Kontrollfahrt - gegen 1 Uhr Nacht - war noch nichts von der bevorstehenden Geburt Duncans zu merken.

Um wieviel größer war die Freude, als am nächsten frühen Morgen ein neuer - bereits trockener - Erdenbürger um Silken Lass herumlief.

Ich setzte mich still in die Nähe um zu beobachten, ob er - oder sie? - schon bei seiner Mutter saufen konnte. Ja - das klappte bereits.

Ein Blick unter seinen Schweif zeigte mir, dass es ein kleiner Hengst war.

Dann zog ich mich bewusst wieder zurück und ich schaute aus einer gewissen Entfernung zu den beiden.

 

Alle Fohlen von uns kommen auf der Weide bzw. auf einem großen Auslauf

in der Herde zur Welt.

Viel Platz ist uns wichtig, um Verletzungsgefahren zu minimieren.

 

Wir wollen nicht unbedingt bei der Geburt dabei sein, da Ruhe und die Geborgenheit durch die Herde uns bzw. der Stute wichtiger sind, als Unruhe und Enge durch den Menschen.

Denn nächtliche Kontrollbesuche auf der Weide stören die Ponys in ihrer Ruhe auf. Und da man in der Nacht auf 6 Hektar Weide kaum ein Pony findet - Einsperren auf engerem Raum für uns keine Alternative wäre - wären mehrmals nächtliche Besuch eher absurd.

(Manchmal muss man auch 4 Wochen warten, bis das Fohlen wirklich auf die Welt kommt...)

Wichtig ist es uns, da zu sein, wenn es auf der Welt ist, und ob es auch wirklich zum Saufen kommt.

Gleichgewicht finden, Laufen lernen, Sinne entwickeln, Reize wahrnehmen -- schon nach den ersten Atemzügen (und dann jede Minute jedes Tages im Jahr...). - Duncan keine 10 Stunden alt.
Gleichgewicht finden, Laufen lernen, Sinne entwickeln, Reize wahrnehmen -- schon nach den ersten Atemzügen (und dann jede Minute jedes Tages im Jahr...). - Duncan keine 10 Stunden alt.

Die Fohlenzeit:

Aus der Frühförderung des Menschen wissen wir, wieviel diese

dem Menschenkind bringt.


Es wurden spezielle Pädagogik-Konzepte entwickelt - wie zum Beispiel das der Maria Montessori - bei der die Kinder im offenen Unterricht und in Freiarbeit lernen, um so den Lernprozess maximal zu fördern.

 

Wir wissen, wie sehr Kinder motorisch wie geistig kümmern, wenn sie nicht tagtäglich und stundenlang gute soziale Kontakte erfahren, wenn sie nicht ihre Muskulatur und ihr Gleichgwicht andauernd trainieren dürfen bzw. können.

Ein wirklicher Ausgleich später ist nicht möglich.


Warum trauen so viele Pferdezüchter und -aufzüchter es ihren Pferden und Ponys nicht zu, dass sie freiweillig lernen wollen - vieles davon ohne den Menschen - und dass dies gelernte dann auch für die Nutzung später nützlich bzw. sogar nötig ist?

Warum wird auf der Weide unter Pferden gelerntes als "nicht ausgebildet" bezeichnet - ein Jungtier, was höchstens mit einem zweiten Altpferd zusammen aufwuchs und täglich spazieren geführt wurde, nur für wenige Stunden des Tages auf die kleine Koppel kam, jedoch als "altersgemäß ausgebildet"?


Welches Jungtier wird später Vorteile dem anderen gegenüber haben?

 

 

Warum sperren so viele Züchter und Privatleute ihre Fohlen über so viele Monate zuerst fast nur in kleine Kästen ein? Und all die folgenden Winter?


Warum ist es beim Menschen seid langem als "unklug" geltend, Kindergartenkinder nur in steife Anzüge zu stecken und schulische Dinge lernen zu lassen - ansonsten nur in ein kleines Zimmer mit Fernseher zu sperren - während Jährlinge nach wie vor in diese kleinen Zimmer gesperrt werden und nur an der Hand und nach Befehl und Benimm sich bewegen dürfen - diese Aufzucht und Erziehung sogar als positiv gewertet wird?


Können dies wirklich gesunde, kluge, leistungsstarke Pferde werden?

Kann so das bestmögliche aus den Erbanlagen ausgeschöpft werden?

 

Kann ein Menschenkind, was die ersten 10 Jahre bis auf eine halbe Stunde am Tag nur in der Schule saß und danach vor den Fernseher kam einmal Hochleistungssportler werden und olympische Medaillen gewinnen?

- Ein Pferd soll dies aber schaffen können? -


Anders herum:

Könnten die Pferde klüger und leistungsstärker werden, würden sie von Anfang an draußen bleiben, bei abwechslungsreichstem Geläuf und verschiedensten Sozialkontakten, großer Reizaufnahme?

 

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Duncan bekam in diesem Jahr (im Mai) noch eine Spielgefährten mehr - das Partbredfohlen "Twilight`s Bibienne".

Hier der Fohlenjahrgang 2006 komplett (Fotos vom 11. Mai):

Silken Flower - geboren am 23. März - als älteste schon wohlig des Menschen Hand genießend.

Burning Duncan - geboren am 14. April - aus Neugierde vorsichtig tastende Schritte zu den "komischen, aber immer netten Leuten" hin machend.

Und Bibienne - an dem Tag der 4 Stunden zuvor geschlüpfte Neuankömmling - noch vorsichtig abseits mit der Mama stehend, aus der Ferne erste fremde Geräusche wahrnehmend.

 

Alle drei in sicherer Obhut ihrer Familie. Bestehend aus den Müttern, Tanten, Cousinen und älteren Geschwistern (1- bis 4-jährigen), die nur zusammen mit ihnen die 2 bis 6 Hektar großen Weiden verlassen, um auf eine andere Weideparzelle zu kommen.

Bei den Weidewechseln werden die älteren geführt, die jüngeren laufen frei nebenher.

 

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Ausflug zur Bundesschau -

das erste Verladen:

 

Am 13. August 2006 fand die Connemara Pony Bundesschau in Alsfeld, Hessen statt. Wir hatten mit 5 Ponys gemeldet - u.a. mit Duncan und seiner Mutter Silken Lass.

 

Dafür musste Duncan das erste Mal Anhänger fahren.

Einige Fohlen bei uns gehen in diesem Alter sofort mit der Mutter zusammen auf den Anhänger - andere trauen sich zuerst nicht.

Duncan konnte sich an dem Tag nicht entschließen, seiner Mutter zu folgen.

Da wir einen Landwirt als Helfer für die Fahrt dabei hatten, zogen wir ihn mit Manneskraft herauf.

Wenn ich mein Tagebuch bis zu den Geschehnissen des Sommers 2010 vervollständigt habe, werden wir zur Überlegung kommen, ob dies ein Fehler war.

Normalerweise ist kein "starker Mann" beim Verladen unserer Ponys dabei - wir sind auf Ideen, Geduld und Erfahrung angewiesen, unerfahrene Ponys auf den Anhänger zu locken.

Die Fohlen stellen wir immer vorne (vor die Bruststangen) in den Anhänger hinein, der Boden ist mit Stroh ausgelegt. Die Fohlen binden wir nicht an, sodass sie sich auch hinlegen können.

Wir hatten in der Zeit einen Anhänger ohne Fohlengitter. Deshalb ließen wir die Plane herab und ließen nur eine kleine Ecke für die Frischluftzufuhr offen. Bei dem Transport von Jungpferden halten wir dies für unerlässlich, da sich zu schnell ein Strick löst, schnell Panik vor den Straßenlichtern und -geräuschen aufkommt. Ist ein Fohlen sogar unangebunden dabei, wäre es sehr fahrlässig, mit offenem Anhänger zu fahren.

Seine Mutter stand dann behütend bei ihm und eine zweite Stute daneben.

Während der Fahrt nach Hessen standen die 3 ruhig auf dem Anhänger, Duncan legte sich nach einiger Zeit ins Stroh hinein und verschlief einen Großteil der Fahrzeit.

 

Die Bundesschau - Unterbringung und das Vorstellen an der Hand:

Twilight Burning Duncan 4 Monate alt
Twilight Burning Duncan 4 Monate alt

Für die Ponys bauen wir auf den Schauen immer einen Stromzaunauslauf auf. Wir bleiben für 2 Nächte, um die lange Fahrt (die letzten 10 Jahre fanden die Bundesschauen nur noch in Hessen statt) stressärmer zu machen.

Schnell kristallisiert sich heraus, welche Ponys von uns gerne Anhänger fahren und sich schön und strahlend auf einer Schau präsentieren und welche das eher belastet.

 

Wir nehmen so viel wie möglich Heu aus der Heimat mit, der Rest - was an Gras auf dem Paddock fehlt - wird vor Ort zugekauft.

Wohl dem, der ein riesiges Auto hat - denn Stromzaunmaterial und -gerät, Wasserbottiche und Pferdefutter allein nehmen schon wahnsinnig viel Platz weg.

Zumeist machen wir mehrere Abteile bei unserem Auslauf: Die Ponys, die auch zuhause zusammen laufen, bleiben dann auch auf dem Paddock zusammen.

 

Obwohl Duncan zu dem Zeitpunkt vielleicht nur 1- oder 2mal zuvor ein Halfter drauf hatte, ließ er sich problemlos händeln.

Ich denke wirklich nicht, dass man "so etwas" üben muss - regelmäßige Wiederholung macht es nicht besser. Oder es liegt eben daran, dass Connemaras einfach tolle Ponys sind (:

 

Bei den Schauen der IG müssen die Fohlen an der Hand neben ihrer Mutter vorgestellt werden.

Wir nehmen dafür einen langen und schweren Bodenarbeitsstrick, den wir nur wie "zufällig" an dem einen Ende festhalten. So merken die Fohlen kaum, dass sie eigentlich geführt werden und sie haben so die beste Gelegenheit, sich vor dem Richterteam möglichst optimal in der Bewegung zu zeigen.

 

Die Klasse der Hengstfohlen war in jenem Jahr sehr groß. Waren es 8 Stück? Duncan wurde vierter.

Wir finden unsere Ponys ehedem schön - egal, was ein Richter sagen würde. Eine ganz schlechte Rangierung würde uns auch nicht schrecken - sieht man die Fehler seiner Tiere auch selbst.

Die eine Richterin blieb immer wieder vor Duncan stehen und strahlte ihn an und sagte auf englisch: "Was für ein schönes Pony - das wisst ihr?", ...und wir strahlten zurück.

 

Das Schauwochenende hatte eine schöne Atmosphäre mit Abenden am Grill mit Freunden - direkt neben den Ponys.

 

Sonntag brachen wir am Nachmittag auf und fuhren zurück gen Heimat. Duncan hatte gelernt, dass Anhängerfahren nicht unangenehm ist und stieg nach 10 Minuten ein.

Wohlbehalten kamen wir zuhause an.

 

Kumpel Cello
Kumpel Cello

 

Das Absetzen:

Im Winter verließ dann Silken Lass ihren flügge gewordenen Sohn.

Er war älter als ein halbes Jahr - seine Mama nicht mehr so wichtig wie seine Freunde.

 

Duncan hatte einen neuen Kumpel bekommen: Marcello, genannt "Cello".

Ein Deutsches Reitpony mit Connemara-Blutanteilen.

Dessen Mama blieb für einen Monat bei ihrem Sohn - um das Einleben leichter zu gestalten, danach verließ auch sie ihr Kind, wurde in ihre normale Heimat zurück geritten.

 

 

Bewusst bringen wir die halbjährigen Fohlen zum Absetzen nicht aus der gewohnten Umgebung sondern nehmen die Mütter fort.


Vergleicht man wieder mit dem Menschen, käme man nie auf die Idee, Kleinkinder mit anderen zusammen in eine fremde Umgebung zu deportieren - ohne Erklärung, was mit ihnen geschieht. Jedem wäre klar, dass grundlegendes Vertrauen zerstört wäre, dass fremde Umgebungen ab dato Ängste bereiten und damit keine Neugier mehr wecken würden.

Auch wäre es jedem klar, dass die Kleinkinder ohne den Schutz von Älteren verloren wären - ein psychisches Desaster wäre die Folge, was der Mensch nie ohne psychologische Behandlung verarbeiten könnte.

 

Warum jedoch wird bei den meisten Pferdezüchtern bis heute so mit den Absetzern verfahren?

Warum werden sie alleine weggefahren und zumeist nur mit anderen Absetzern zusammen untergebracht?


Warum macht sich darüber kaum ein Pferdehalter Gedanken?

 

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Als Jährling:

Im zeitigen Frühjahr kam dann die Zeit, in der die Jungs von den Mädchen getrennt werden mussten. Dafür wechselten Duncan und Cello zusammen die Weidenseite. Sie kamen zu dem zwei Jahre älteren Bonnie (ein Sohn der Lacca) und dem ein Jahr älteren Elmo (ein Trakehner in Pension).

 

Junghengste zusammen bedeutet letztendlich eins: Rennen, rennen, rennen!

- Bis zum Umfallen. Und danach spielen.

 

Binnen kürze waren die vier ein eingespieltes Tobe-Team.

Hier ein bunter Bilderreigen aus dem Oktober 2007:

Ab und zu (vielleicht 5 mal in diesem Jahr?) wurde Duncan ein Halfter raufgemacht.

Mit Halfter und Strick geführt wurde er jedoch nicht.

 

Denn alles, was wir mit Duncan in den kommenden Jahren machen, soll gelingen. Führen, anbinden und stilles Stehen halten wir für nicht altersgemäß.

Ebenso das Entfernen von seiner Gruppe.

 

Als altersgemäße Aufgaben für einen Jährling betrachten wir: Spielerisches Aufhalftern, Berührungen am ganzen Körper ohne ein stilles Stehen zu erwarten, flüchtiges Heben der Hufe im freien Aufenthalt in der Herde (ohne Halfter).

 


Muss der Jährling jetzt nicht lernen sich gut führen zu lassen, sowie still zu stehen und sich anbinden zu lassen?

Ist das nicht immens wichtig - Grundlage schlechthin?

Für Notzeiten und für das Vereinfachen des täglichen Umgangs?


Wir finden: Nein.


Denn der Jährling - hier Duncan - würde sich in diesem Alter nicht freiwillig von seiner Pferdefamilie entfernen.

Ausflüge entstünden nur in vertrauter Herde mit älteren.

 

Für die Aufzucht finden wir es entscheidend, dass sie unter Pferden - und nicht unter Menschen!! - geschieht.

Der Mensch kann also die Herde nicht ersetzen, weil der Mensch zu selten agiert - viel zu wenig "da" ist.

 

Ein "in sich ruhendes" Pony ist uns über alles wichtig.

Mischt sich der Mensch in der Aufzuchtzeit über Gebühr ein, wird das Pony nie dermaßen in sich ruhen können, wie es das von seinen Artgenossen in der Beinahe-Freiheit lernen würde.


Andere Aufzüchter halten das Lehren von Stillstehen und sich führen lassen beim Jährling bzw. Fohlen für unverzichtbar.

Bei vermutlich niemanden, der dies so praktiziert, wird der Moment ausbleiben, bei dem das Pferdekind lieber spielen möchte und dies dem Menschen kundtut.

Vielleicht hat es auch Angst, weil es etwas alleine mit dem Menschen machen muss.

Dann hört man: "Vertrauen bilden", "konsequent sein", "Durchsetzen"und/oder "Dominanz zeigen" - je nachdem.

Oder einfach "üben", "trainieren".

 

Doch in diesem Moment hat das junge Pferd bereits eins gelernt: Nicht alles zusammen mit dem Menschen macht Spaß, der Mensch ist schwächer, der Mensch ist langsamer.

 

Und dann? - Wenn es nicht gelingt, was man tut?

Straft man dann?

Oder ignoriert man das übermütige Verhalten und belohnt ruhiges, folgsames mit Leckerlies? Wird "positive Konditionierung" hier funktionieren?

Denn: Müsste man hierfür nicht viel häuftiger wiederholen?


Ist häufige Wiederholung denn hier ratsam?

Wird es durch Wiederholung besser?

Muss so etwas überhaupt "geübt" werden?


Ist es denn gut, wenn etwas ein- oder mehrmals nicht klappte?

Oder sollte man - weil es ja 3x klappte - so lange (zu lange?) wiederholen, bis der Tag kommt, an dem es einmal nicht mehr gelingt?

 

"Ausbildung" der Jährlinge und zukünftiger Pferdemädchen auf dem Hof Twilight: Gegenseitiges Achten und sich verstehen lernen - nicht "machen wollen", was nur des Menschen Idee ist. Denn wir Menschen sollten viel mehr von unseren Tieren lernen wollen.
"Ausbildung" der Jährlinge und zukünftiger Pferdemädchen auf dem Hof Twilight: Gegenseitiges Achten und sich verstehen lernen - nicht "machen wollen", was nur des Menschen Idee ist. Denn wir Menschen sollten viel mehr von unseren Tieren lernen wollen.

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Schmied / Hufpfleger:

Als Duncan ein Jährling war, sind seine Hufe 2x von einem Hufbeschlagsschmied bearbeitet worden. D.h. sie sind leicht ausgeschnitten und berundet worden.

 

Davor und danach nie wieder.

 

Nicht einmal mit der Raspel musste ich bei ihm seitdem wieder bei gehen.

 

Seine Hufe sehen immer gut aus.

 

Das ist nicht ungewöhnlich bei unseren Ponys.

Bei Junghengsten entspricht es nicht einmal der Regel, dass die Hufe überhaupt jemals bearbeitet werden müssen.

Im Normalfall brauchen die Hengsthufe nie eine Bearbeitungshilfe

durch den Menschen!

 

Warum ist das so?

Müssen Pferde wie Ponys nicht alle 2 Monate zum Schmied bzw. Hufbearbeiter?

 

Der Regelfall unserer "Twilight-Ponys" auf den Jungpferdeweiden ist so, dass die Hufe der jungen Stuten 1-2x jährlich leicht mit der Hufraspel bearbeitet werden müssen, die der jungen Hengste nie. 

 

Das Jahr ab dem Winter 2006/07 bildete eine Ausnahme für die Jungponys: Denn es regnete ohne Unterlass - und damit wurden die Hufe der Ponys auf den schon eh sehr feuchten Lüneburger Wiesen auf enorme Proben gestellt! Denn einen normalen "Abrieb" gab es ein ganzes Jahr lang nicht, nirgendwann war der Boden hart und die Hufe konnten sich damit nicht mehr auf natürlichem Wege kürzen. 

 

Deshalb mussten in diesem Zeitraum Duncans Hufe 2x professionell bearbeitet werden. 

 

Ich möchte behaupten, dass junge Pferde mit korrekter Beinstellung und Gelenken auf großen Weiden mit unterschiedlich festem Geläuf und vielen Sozialkontakten so gut wie ohne jegliche menschliche Hufbearbeitung auskommen müssten.


Regelmäßig zu behandelnde Hufe können definitiv Anzeiger sein für suboptimale Jungpferdeaufzucht - wie Spielgefährtenmangel und Haltung auf zu kleinen bzw. vom Boden ungenügenden Flächen.

Dies betrifft meines Erachtens nicht nur die "nativen" Ponyrassen (wie Connemaras und Welsh Ponys) sondern auch die klassische Sportpferdezucht.

 

Und wenn die Hufe von sich aus nicht korrekt stehen können, weil die Gelenke bzw. deren Stellungen nicht optimal zueinander stehen?

Dann muss doch zwangsläufig der Mensch eingreifen?

 

Sicher.

Jedoch sollte die Frage gestellt werden, ob es sinnvoll und v.a. gesund ist, Gelenkfehlstellungen am letzten Glied - dem Huf - zu kaschieren. Denn dies kann nur Kosmetik sein und ein schlecht gestelltes Gelenk wird so nur noch mehr belastet. Früher Verschleiß wird die Folge sein.

 

Wieder mit dem Menschen vergleichend, ist man bei dem inzwischen vielfach so weit, Kieferfehlstellungen nicht mehr mit einer Zahnklammer zu korrigieren sondern zuerst einen ganzheitlichen Blick auf das Kind bzw. dessen Wirbelsäule zu werfen. Denn korrigiert man einen Mangel "am Ende" des Menschen, könnten spätere Rückenbeschwerden die Folge sein.

Da nicht ursächlich therapiert wurde.

 

Oft entstehen fehlerhafte Knochen und Gelenke des Pferdes in den ersten Lebensmonaten aufgrund eingeschränkter Bewegungsmöglichkeit des Fohlens bei eventuell nicht dem Bewegungsmangel angepasster Fütterung.

Wird dies vermieden, könnten bestimmt bei so manchen Pferd bzw. Pony auf andauernde Hufkorrekturen verzichtet werden, später längere Belastungsmöglichkeit im Sport erreicht werden.

 

Oft wird vor "unseriösen Züchtern" bzw. vor "Vermehrern" gewarnt, weil

"am Schmied gespart wurde".

Vor dem obigen Gesichtspunkt aus betrachtet, könnte man im Umkehrschluss fragen:

"Warum müssen dieses Züchters Pferde so oft zum Schmied?"

"Wie sieht die Haltung und Aufzucht aus?"

"Kann dies ein reell belastbares Sportpferd für mich - und für lange Zeit - werden?"

 

Bei einem ideal aufwachsenden Jungpferd sollte der natürliche Abrieb wie bei einem Wildpferd funktionieren können.

 

"Wenn bei einem Jungpferd die Hufe nicht gekürzt werden müssen: Bedeutet dies letztendlich nicht, dass die Hufe zu kurz werden, wenn sie dann geritten werden? Wächst dann der Huf eigentlich nicht zu wenig?"

 

Eigentlich nicht. Denn das Jungpferd bewegt sich bei weitem mehr als das erwachsene Pferd, welches "nur" ein bis zwei Stunden täglich geritten wird.

 

"Und warum müssen die Hufe der Jungstuten oft häufiger bearbeitet werden als die der jungen Hengste?"

 

Weil junge Stuten im Regelfall weniger toben. Hier macht sich die "nicht natürliche Aufzucht" - also die Trennung der Geschlechter durch den Menschen - negativ bemerkbar: Ohne (Jung-)hengste in der Herde laufen die jungen Stuten zu wenig - der Besitzer muss den Hufen öfter helfen.   

 

Ach so:

Duncan war recht lieb beim Schmied. Bei der Bearbeitung der Hinterhufe hat er ein wenig gezappelt. Ließ sich jedoch mit Ruhe und sanften Worten überreden, auch dort die Beine hoch zu halten.

Meine Ponys binde ich dafür niemals an sondern ich halte sie mit Strick und Halfter fest.

 

Prinzipiell sehe ich auch keinen Unterschied, ob man Hufe heben beim Jährling öfter "übte" oder nicht. Ewigkeiten "wie eine Eins" stehen tut kaum einer von ihnen. Wichtig ist, eventuelle Berührungsempfindlichkeiten zu nehmen.

Nach meinen Beobachtungen geht dies ohne Halfter und Strick besser, weil die Jungpferde keine Panik vor der "Enge" bekommen, Zappeln nicht automatisch "bestraft" wird mit Druck am empfindlichen Kopf bzw. dessen Nase.


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Juni 2008: Junghengst Duncan 2 Jahre und 2 Monate alt, zu dem Zeitpunkt war er bereits über 1.40 groß
Juni 2008: Junghengst Duncan 2 Jahre und 2 Monate alt, zu dem Zeitpunkt war er bereits über 1.40 groß

Als 2-jähriger/

Auslauf und Fütterung des Jungponys:

 

Veränderte sich etwas großartig in der Aufzucht und in der Ausbildung Duncans?

Nein - eigentlich nicht.

 

Er war nach wie vor junges Pony, der sein Leben auf den Jungpferdeweiden Lüneburgs genoss.

 

 

Der Winter 2007/2008 blieb recht mild. Zum Glück hörte es endlich mal zu regnen auf.

Für die Lüneburger Jungpferde bedeutet dies großes Training für die Muskulatur. Denn ist der Boden auf den Feuchtwiesen selten gefroren, bedeutet dies großen Krafteinsatz bei jedem Toben.

 

In Zeiten Futterüberangebots - was z.B. im Mai und Juni auch bei ganzjähriger 24h-Weidehaltung unvermeidbar ist, ist riesiger Platz zum Toben mit Spielgefährten und anspruchsvollem Geläuf unverzichtbar.


Denn die jungen Pferde haben ihr Wachstum an den Epiphysenfugen der Röhrbeine bis zur Vollendung des 3. Lebenswachstums so gut wie abgeschlossen. Ist gutes Futter da und das Leben "nicht  anstrengend genug", wächst das Jungpferd zu schnell. D.h. es bilden sich nicht mehr Stäbchen in den Wachstumsfugen sondern längere. Diese sind instabiler als die kürzeren.


Manchmal werden gerade dann nicht alle Stäbchen gleich lang. Was dazu führen wird, dass die Knochen bzw. Gelenke nicht mehr optimal zueinander stehen.

Dies wird später vermutlich zu  Verschleißerscheinungen (Arthrosen) führen. Oder die Sehnen des Pferden reiben dauerhaft - ein Pferdeleben lang. Chronische Sehnenerkrankungen werden wahrscheinlich.

 

Als Zeichen für übermäßige Fütterung bei den Native-Ponyrassen kann ein sich in der Mitte verjüngendes Röhrbein angesehen werden, weil schnelles Wachstum dies bedingt.

Natürlich gehören auch Erbanlagen zu dem Erscheinungsbild.


Die Röhre eines native Pony sollte kurz sein und sich nicht verjüngen, da das Röhrbein das am schlechtesten bemuskelte Teil vom Pferdebein ist.

Je länger die Röhre (und je stärker sie sich verjüngt!) desto instabiler das ganze Pferd.

Es wird weniger trittsicher, die Sehnen werden stärker beansprucht, die sonst so lange Nutzungsfähigkeit dieser Rassen verkürzt sich.


 

Das unterschiedliche Ausfallen der deutschen Winter hat für die Haltung unserer Pferde wenig Bedeutung - denn ändern tut sie sich nicht.

Die Jungpferde bleiben auf ihren mehrere Hektar umfassende Flächen, auch wenn die Belastung für die Grasnarbe bei fehlendem Frost größer ist.

Der geringe Besatz unserer Jungpferdweiden - 0,7 Großvieheinheiten (=GVE, eine GVE entspricht 500 kg Vieh) pro Hektar - hält die Schäden im Rahmen und lässt den Bewuchs nur rund um den Unterstand und um die Futterplätze kaputt gehen.

 

Unabhängig vom Wetter erhalten unsere Jungpferde immer das gleiche Zufutter zum unbeschränkten Weidegang auf den ungedüngten Flächen:

Sobald die Futtergräser zur Neige gehen, wird so gut wie satt Heu gereicht.

 

In schlechten Erntejahren ist dies auch Heu(si)lage, die jedoch so trocken geerntet wurde, dass sie in aller Regel nicht gährig riecht und einen Handschuh nicht durchfeuchten würde.

Da die Gräser für die Silage nicht früher gemäht wurden als die für Heu, ist das Futter-Endprodukt auch nicht wesentlich gehaltvoller - lediglich die Konservierungsmethode wurde anders gewählt.

 

Wenn die Ponys die Futterplätze im Frühjahr nicht mehr aufsuchen - was je nach Jahr und Temperaturen auf den extensiv genutzten Jungpferdeweiden zwischen Anfang März und Ende April der Fall ist - wird die Heufütterung wieder eingestellt.

 

In der Zeit des stärksten Winter-Fellwechsels (Ende Januar bis Anfang März) bekommen die Jungponys täglich ein Gemisch aus Quetschhafer und pelletierter Bierhefe dazu.

In milden Winterzeit mag dies nur eine handvoll sein - fällt das Winterende jedoch rauh, nass und stürmisch aus - ist es aber auch schon mal ein Pfund pro Tier und Tag.

 

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Als 2-jähriger / seine Ausbildung:

 

Duncan stieg im Winter 2007/2008 in der Rangordnung: Ältestes Pony - damit Anführer - war nun der 4-jährige Partbredwallach Bonnie.

Bonnie war bereits 1,5 Jahre zuvor kastriert worden, sein Interesse an der "Damenwelt" der anderen Zaunseite damit recht gering. Als die ersten wärmenden Sonnenstrahlen auf das Frühjahr trafen, erwachte Duncan zum Leben.

Er war nun 2 - und damit strahlender Hengst!

 

Seine "Ausbildung" bestand jetzt darin, "sein Leben erfühlen zu lernen". Er war nicht mehr fast das schwächste Glied in der Herde.

Kumpel Cello hatte die Weiden zwar verlassen, doch neue "Kleine" waren nun da.

Im April 2008 waren die Jährlingshengstchen Burning Filou (Stroller x Deirdre, geboren 5/2007) und Burning Pegasus (Twice x Momo, geboren 8/2007) hinzugekommen.

Duncan hatte mit Bonnie zusammen alle Hände voll zu tun, die Kleinen "einzunorden" - und natürlich war es ihm immens wichtig zu demonstrieren, dass das da drüben (die Stuten) alles "seine" Stuten waren!

 

 

"Wurde er nun endlich alleine spazieren geführt?"

 

Nein.

Vielleicht hätten wir es getan,

hätten wir weniger Ponys und damit mehr Langeweile gehabt.

 

So blieb Duncan bei seinen Freunden.

 

Neu hinzu kam in seiner Welt, dass er zum ersten Mal geführt die Weide wechselte.

D. h. er wurde ans Halfter genommen und mit Bonnie zusammen an Halfter und Strick geführt, während Filou und Pegasus frei laufen gelassen wurden.

500m den Weg hoch, um auf eine der Sommerweiden zu gelangen. Zuletzt hatte er das als Fohlen bei Fuß seiner Mutter erlebt.

 

"Haben die dann nicht große Angst gehabt?"

"War da nicht großes Gerenne und Unkontrolliertheit?

Denn Ihr hatttet das ja nicht geübt?"

 

Nö  :-)

Da waren vier brave Jungpferde, und der 2jährige, der zum ersten Mal (seit der Bundesschau bei Fuß der Mutter) auf einer Straße geführt wurde,

schaute sich alles von dem "großen und erfahrenen" Bonnie alles ab, was er tun sollte!

 

"Zog Duncan dann nicht am Strick und biss darauf herum und kämpfte er nicht mit dem Menschen, weil man ja nicht "geübt" hatte?"

 

Wieder nein.

Die Richtung war klar: Er folgte dem großen Bonnie.

Das Tempo wurde auch durch Bonnie bestimmt.

Er war in "sichernder Herde" - wurde nicht getrennt.


Den Menschen hatte er nicht als "langweilig und langsam" kennen gelernt.

Denn alles hatte bislang "geklappt".

Deshalb gnabbelte er weder am Menschen rum noch kämpfte er gegen dessen Ansinnen an.

...Und die Situation war so ungewöhnlich, dass er nicht einmal aus langer Weile am Strick ankaute -

denn er wollte lernen.

 


So lief der Sommer dahin.

Natürlich ohne dass ein Schmied benötigt wurde.

Fressen, grasen, sich sonnen und nass regnen lassen.

Und toben, toben, toben....

 

Der Sommer und der Herbst endeten.

Bonnie verließ zu seiner weiteren Ausbildung die Jungpferdeweiden.

 

Twilight Burning Duncan wurde "Platzhirsch" und passte ab dato auf "seine Herde" - und "seine Stuten" (leider gegenüber...) auf.

 

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Winter und "Leben" in Lüneburg - Duncan wird 3:

 

Zwei Bildergalerien aus dem März 2009.

Zuerst die Mädchen: 

Und hier die Jungs:

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Duncan am 22.06.2009 - zum ersten Mal hat er da Annis Halfter drauf
Duncan am 22.06.2009 - zum ersten Mal hat er da Annis Halfter drauf

 

"Das Geschenk":

 

Im Sommer 2009 habe ich dann meine Tochter Annika glücklich gemacht.

Vorher hatten wir es immer nur überlegt, aber dann machten wir es offiziell:

Duncan wurde ihr Pferd!


In dieser Zeit haben wir immer wieder diskutiert, wann in diesem Jahr Duncan kastriert werden sollte - denn eigentlich war dies immer unsere feste Absicht gewesen.   

 

Und dann?

Dann ...

... wuchs das Gras und aus einem braunen Reitponyhengstchen mit langen Beinen und schmalem Leib wurde ein...

... wunderschöner Hengst, der anfing abseits zu stehen, mit hoch erhobenen Hals sein Umfeld zu betrachten und:  "zu strahlen".

 

Er war auf einem nicht mehr "plain" - was ich es ihm insgeheim vorgeworfen hatte. Er war nicht mehr untypisch. Trotz brauner Fellfarbe sah man:

Vor uns steht ein wundervoller Connemarahengst!


Strahlemann mit "seinen kleinen Jungs"
Strahlemann mit "seinen kleinen Jungs"

Wie kann man "so was" kastrieren lassen? Wie kann man dies über das Herz bringen?

 

Annika war zu dem Zeitpunkt 13. Ein Mädchen, was gerade anfing, ernsthafter Turniere mitreiten zu wollen.

Ich erzählte ihr von meinen Gedanken.

Klein-Anni sah mich damals mit großen Augen an und sagte: "Mama! Ich möchte keinen Hengst! Die sind unpraktisch!"

Hatte sie doch vorher mitbekommen, wie schwierig sich das Leben mit Duncans Bruder Dundrum - als Zweithengst neben Twice - gestaltete.

 

Annika fiuhr in diesem Sommer öfter mit nach Lüneburg. Besuchte "ihren Hengst".

Kamen Freunde der Familie zu Besuch und Anni setzte sich dazu, sagte sie am Anfang: "Mama will ihn ja jetzt nicht mehr kastrieren lassen, ich schon!" Und später dann: "Wir überlegen ja, ihn doch nicht kastrieren zu lassen!"

 

Im Sommer zeigte sich eins: Duncan blieb "lieb".

- Auch als 3jähriger und nach Bonnies Fortgang nun Ranghöchster.

(Dundrum hatte mit zweieinhalb schon angefangen, mit heftigen Bissen seine Position zu wahren.)

Dies war sicher mit auslösender Faktor dazu, dass wir im Spätsommer dann sagten:

"Die geplante Kastration im Herbst fällt aus. Duncan bleibt Hengst!"

 

Und - was noch schöner war:

Duncan war sehr lieb mit Annika!


Bestimmt weit über ein Jahr lang hatte er kein Halfter aufgehabt.

Bei der Fotoreihe hier vom 22. Juni 09 hat ihn dann Annika ganz stolz zum ersten Mal selbst aufgehalftert.

Sie führte ihn über die große Wiese - und er folgte ihr, als hätte er nie etwas anderes getan.

Einmal rannten die Stuten auf der anderen Zaunseite los. Kurz stieg Duncan - um danach wieder lieb neben ihr stehen zu bleiben.

 

"König seiner Welt" - Bilderreigen vom 22. Juni 2009 - stolz fotografiert von Annika:

Ach so:

Wie man am letzten Foto dieses Bilderreigens sieht, waren die Jungs nun zu fünft!

Im Juni waren die im Oktober 2008 geborenen Burning Finley (Burning Twice x Scarlets Golden Gwen) und Burning Fíon (Burning Dundrum x Blossom) hinzugekommen - es herrschte wieder Leben auf der Wiese!!

 

"Hengst-Da-Sein" - Bilderfolge von Ende Juli 2009:

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Sibirischer Winter:

 

Einen Winter wie den von 2009/2010 hatte ich zuvor noch nicht erlebt. Von Ende Dezember bis Anfang April lag die Lüneburger Heide unter einer geschlossenen Schneedecke.

Wir hatten nicht nur ein paar Zentimeter - nein, ich musste lernen, wie ein Nordländer durch den Schnee zu stapfen, denn da es bei uns in der Zeit nie taute, hatten wir durchgehend über kniehoch Schnee.

 

Unseren Ponys ging es ähnlich: Hatten sie  - bis auf auf Scarlets Golden Gwen, die in München und Hessen aufgewachsen war - zuvor noch nie länger als ein paar Tage am Stück wenige Zentimeter dieser weißen Pracht erlebt.

 

Die Ponys lernten, dass Schnee lecker ist und durchaus einmal als Wasserersatz dienen kann, bis die durchfrorene Ponybesitzerin den eingeeisten Wasserwagen wieder aufgetaut hatte.

Durch den anspruchsvollen, tiefen Boden bekamen die Ponys mehr Muskulatur.

Anni und Lacca beim Tiefschneereiten im Februar 2010
Anni und Lacca beim Tiefschneereiten im Februar 2010

Es zeigte sich deutlich, dass ein Winter mit viel Schnee für Ponys milder ist und besser vertragen wird als Temperaturen über 0 Grad mit viel Regen und Wind.

 

Duncan sah wie die anderen Ponys richtig schick und rund aus.

 

Annika besuchte ihn in diesem Winter nur sehr selten. Zu durchdringend war für uns Menschen die Kälte.

Es ist ja auch frustrierend, wenn man nicht mal neben seinem Pferd herlaufen kann, weil man mit seinen Stiefeln im Tiefschnee stecken bleibt....

Auch das Reiten - ohne eine zur Verfügung stehende Reithalle - war diesen Winter in der Heide kaum möglich. Zu anstrengend war jeder Tritt durch den in jenem Jahr nie eisig werdenden Schnee.

 

Aber so weit war Duncan ja eh noch nicht...

 

Kleine Diashow mit Bildern vom 28.01.2010:

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Frühling 2010 - Eingliederung der Jährlinge:

 

Im Frühling wallen die Hormone hoch. Es wurde also Zeit, dass Twilight`s Bradley (Burning Twice x Bella) und Twilight Burning Phoenix (Burning Twice x Momo) - beide geboren 2009 - die Stutenseite verließen. Denn irgendwann als Jährling werden die jungen Hengste geschlechtsreif.

 

So stellten wir die beiden zu Duncan, Filou, Pegasus, Finley und Fíon hinüber.

Es wurden aufregende Tage. Denn offensichtlich war Duncan dem "netten Junghengstdasein" entwachsen. Er war jetzt Chef und er sah in den beiden Neuen weder Kumpels noch nicht ernstzunehmende Konkurrenz.

 

Er wollte sie aus seinem Revier vertreiben, und als dies nicht ging - da ein Zaun dies verhinderte - wollte er sie dominieren.

Er trieb die beiden Jährlinge im Galopp vor sich her.

Der ältere Bradley schlug sich geschickter als sein kleinerer Halbbruder Phoenix. Mit Bella als Mutter hatte er es quasi "in den Genen", sich grober Gewalt deutlich zu entziehen: Wie seine Mutter kann er sehr eindrucksvoll kicken!

Als er nicht mehr konnte, schlug er also ein paar mal hintereinander kräftig nach dem großen Duncan aus.

Duncan hielt inne in seinem "Wahn" (letztendlich artet Treiben und langanhaltendes Galoppieren durch den Adrinalinschub irgendwann in eine Art "Besinnungslosigkeit" aus), ließ von Bradley ab.


Leider hatten sich die beiden Jährlinge in ihrer Flucht getrennt.

Nach kurzer Pause entdeckte Duncan den kleinen Phoenix und er fing an ihn zu treiben!

Phoenix ist aus anderem Kaliber als Bellas Sohn.

Er blieb stehen.

Duncan ritt auf ihn auf, Phoenix wehrte sich nicht.

 

Ich blieb an jenem Abend sehr lange bei den Ponys in Lüneburg. Groß war meine Sorge.

Gegen Mitternacht trennte ich die beiden jungen von den älteren mithilfe eines Trennzauns. Denn Phoenix ließ sich auch nach Stunden von Duncan in eine Ecke treiben und bespringen - ihm fehlten die Mittel, sich zu wehren. Das einzige, was ihm zur Abwehr einfiel, war sich fallen zu lassen. Doch Duncan blieb direkt neben ihm stehen und fing nach einiger Zeit an, ihn mit seinen Vorderhufen "anzuklopfen", weil Phoenix wieder aufstehen sollte.

Die Berührungen mit den Hufen waren zwar nicht stark und verletzend - doch wollte ich nicht riskieren, dass sich die Szene irgendwann ins Grausame veränderte. So zog ich den Trennzaun, damit ich unbesorgt zumindest für ein paar Stunden Schlaf finden konnte.

 


Am nächsten Morgen hatten sich beide Parteien beruhigt.

Ich traute mich, einen neuen Versuch zu starten.

Zuerst trieben nun die 3jährigen Filou und Pegasus, was harmlos war und noch mehr an ein Spiel zwischen kleinen Jungen erinnerte als an Hengste, die ihr Revier verteidigen wollten.

 

Dabei zeigte Pegasus auf brilliante Art sein ererbtes Springtalent:

In der einen Situation war er zu faul, außen um die Reste des Trennzauns zu laufen. Er trabte vier Schritte an und sprang - genau richtig taxiert - locker und scheinbar ohne Kraftanstrengung über den etwa 1.30m hohen Stromlitzenzaun, obwohl er zuvor noch nie "Sprünge" gesehen hatte.

Ein Talent, was Pferde haben oder nicht.

Trainieren kann man solch Sprungkraft und alleiniges, dermaßen lässiges Taxieren in diesem Maße nicht: Ein Pferd hat es, oder eben nicht.

-- Ich wünsche der Besitzerfamilie viel Freude mit Pegasus!  :-) ...  --

 

Dann wurde Duncan wieder aufmerksam. Wieder trieb er, wieder kickte Bradley gezielt nach ihm aus, und wieder "deckte" er den kleinen Phoenix.

Doch war die verwendete Energie nicht mehr so ungezügelt.

Das Gröbste schien vorbei.

 

Nach ein paar Tagen entschied ich mich trotzdem, die beiden auf ein seperates Weidestück zu lassen.

Zu groß war die Unruhe in  der Hengstherde geblieben.

Die Kleinen waren zu klein, Duncan war zu groß.

 

In der freien Natur wäre dies so nicht passiert.

Ein Jährling verlässt nicht seine angestammte Herde, denn letztendlich wäre dies vermutlich sein Todesurteil.

Die Mutterstute hätte auf ihr "Fohlen" aufgepasst.

Und selbst nach ihrem Tod würden andere Mitglieder der angestammten Herde ihre Funktion übernehmen.

Hätte er sich zu den falschen Pferden hin verlaufen, wäre in der freien Natur kein Zaun da gewesen. Er wäre flugs zu seiner Familie zurückgerannt.

 

Insofern war nicht Duncan "schuldhaft böse agierend", sondern ich hatte eine unnatürliche Situation geschaffen.

In dem Fall ist der Besitzer in der Verpflichtung über die Folgen seines Handelns zu wachen.

 

Für mich als Züchterin war es Hinweis darauf, dass Duncan nun erwachsen geworden war.

Hätten wir immer noch vor gehabt, ihn kastrieren zu lassen, so hätten wir es allerspätestens jetzt tun müssen.

Noch später gäbe es keine Gewähr mehr, dass sich sein erworbenes Hengst-Verhalten noch ändern würde.

 

Ich wollte keine verstörten, verängstigten Junghengste erzeugen - deshalb die Trennung nach einigen Tagen.

Für die "Weidelogistik" war es schlecht, der Parzelle keine Ruhe zu gönnen, weil Bradley und Phoenix sie nun abweideten.

Doch für die beiden war es wichtig, dass ein beruhigender Zaun dazwischenblieb. In Sichtweite waren sie. Denn komplett "allein gelassen" wäre auch nicht gut gewesen - dafür waren sie zu jung.

Wenn Gänse und Rehe auf die Weide kamen sollten sie sehen können, dass die älteren deswegen nicht in Panik gerieten.

 

Der Plan war, dass Duncan in den nächsten Wochen die Lüneburger Weiden verlassen sollte, damit die verbleibenen Hengste endlich zusammenfinden konnten. 

 

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Sommer 2010 Duncan und der Anhänger:

 

 

 

 

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